Bilder zum Bericht: SKS-Praxistörn

Teilnehmer: Ingrid Findlater, Sabine und Bodo Perlewitz, Sonja Kimmich und Jürgen Lorenz-Kimmich, Skipper und Ausbilder: Frank Wolf

Wir haben alle unsere Prüfung bestanden und sind nun stolzer Besitzer des

Sportküstenschifferscheines !!!!!!

Aber ganz der Reihe nach:

Nach monatelangem Pauken der KVR ( Kollisionsverhütungsregeln ) sowie der Seeschiffahrtsstraßenordnung, der Bewältigung unzähliger Kartenaufgaben und der Prüfung im März war es nun soweit, unser Praxistörn war in Sicht.

Zuerst einigte man sich schnell auf die Speisekarte und die Einkaufsaufgaben wurden gerecht verteilt. Beachtung fanden auch so wichtige Details wie max. 2-lagiges Klopapier mit an Bord zu nehmen, da eine Reinigung der Toilettenpumpe mit jeweils 130,– € zu Buche schlagen würde. Auch dachten wir, dass unser Vorrat an Dosenbier mit 3 Paletten großzügig genug dimensioniert sei. Es konnte also losgehen.

Am Abend zuvor haben einige von uns dann nicht so gut geschlafen, da um diese SKS-Praxistörns die verschiedensten Gerüchte kursierten. Da würden ansonsten ganz nette Menschen zu Diktatoren, die Story von Blasen an blutigen Händen machte die Runde und das Thema Schlafmanagement wurde diskutiert. Egal, morgens waren alle putzmunter.

15.06.2002, Samstag, erster Tag

Um 9:00 standen wir alle pünktlich an Steg 12 vor unserem Lebensmittelpunkt für die nächsten 7 Tage, der Yacht SJÖLI, eine funkelnagelneue Hanse 371 mit Selbstwendefock. Es war zwar der Steg der langen Wege, da unsere Box ziemlich am Ende gelegen war, aber irgendwann hatten wir den gesamten Proviant und das Gepäck mit Hilfe der netten jungen Männer und ihren rollenden Kisten (Service des Vercharterers) an Bord.

 

Ingrid und Sabine Skipper Frank

 

Wetter und Konstitution der Crew ließen für den ersten Tag nur einen kurzen Schlag nach Fehmarn zu und zwar zu dem Ort Orth (!). Zuvor allerdings hieß es: SJÖLI kennen lernen. Wir erhielten von Frank eine komplette Einweisung in die wichtigsten Funktionen des Schiffes. Jedem von uns wurden bestimmte Aufgaben an Bord zugeteilt. Sonja wurde zum Gas-Girl erkoren und hatte dafür Sorge zu tragen, dass die Absperrventile immer die richtige Stellung hatten. Bodo war Luken-Johnny, der darauf zuständig war, dass alle Lucken während der Fahrt verschlossen wahren. Biene und Ingrid waren die Ventil-Mäuse, die alle Seeventile vor dem Ablegen zu schließen hatten. Jürgen wurde zum Power-Mann ernannt und hatte die Aufgabe, uns wenn immer es ging, mit Landstrom zu versorgen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, da er ja dafür sorgen konnte, dass unser Bier in der Kühlkiste die richtige Temperatur hatte. Wichtig!

Das Setzen der Segel hatten wir in Heiligenhafen bereits besprochen und setzten es nun – buchstäblich und erstaunlich elegant – in die Praxis um. Allerdings machten wir anschließend die Erfahrung, dass wir bei Krängung beim Am-Wind-Kurs bei Weitem nicht alle Sachen richtig verstaut hatten. So einiges an Verpflegung sowie persönlichen Utensilien machte sich selbstständig.

 

Sonja und Bodo Sonja und Jürgen

 

Unser erstes Anlegen in Orth ( 5426,8 N / 011003,1 E ) erledigte der Skipper selber und danach gab es unser erstes Anlegebier. Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir dann den schon so oft bei den Kartenaufgaben gepeilten Leuchtturm von Flügge, der in Verbindung mit dem Leuchtturm von Strukkhamphuk ein Richtfeuer für die Ansteuerung der Fehmarnsundbrücke aus der Mecklenburger Bucht in 305 0 bildet, gesichtet. War schon ein tolles Gefühl. So ging unser erster Tag zu Ende.

Und weiter ging’s…

Aufstehen war jeden Morgen um 6:15 angesagt – wir waren ja schließlich nicht zum Vergnügen hier. Und um 8:00 waren wir unterwegs, spätestens.

Zuerst nahmen wir Kurs auf die dänische Insel Omö, eine wirklich sehr kleines Eiland. Und natürlich musste die Gastlandflagge gehisst werden. Dass Ingrid anstatt mit der dänischen mit der polnischen Flagge wieder an Deck kam, konnte nur ein Versehen gewesen sein. Rot-weiß ist eben irgendwie rot-weiß. Wir querten dann den Kiel Ostsee-Weg und lernten, wie schnell doch eigentlich die Dampfer und Fähren sind und wichen ihnen mehrmals mit gehörigem Respekt aus. Wie es im Lehrbuch stand, haben wir nunmehr GEHÖRIGEN AUSGUCK gehalten. Einem reichlich weit entfernten Containerschiff gab Bodo den Namen „Princess of the Seas“ was weder mit bloßem Auge noch mit dem Fernglas zu bestätigen war. ??? Später gab Bodo dann zu, überhaupt keinen Namen erkannt zu haben. Alle weiteren großen Schiffe erhielten ab sofort den Namen „Princess of the Seas“, mit Bodos Zustimmung, versteht sich.

Zwischenzeitlich wurden wir von Frank im Segeltrimm unterrichtet: Es ist schon erstaunlich, mit welch einfachen Aktionen wie „Unterliekstrecker durchsetzen“, „Dirk lösen“, „Großfall weiter durchsetzen“, man ein Boot schneller machen kann. Dies könnte die entscheidende halbe Stunde sein, in der der Supermarkt schon geschlossen hat und man daher kein Bier mehr bekommt.

Ein Ereignis der typischen Art: In Ömo angekommen, fragte Bodo, ob wir noch etwas von der Insel sehen würden. Frank quittierte derartiges Anliegen mit: Wieso, du warst doch an Land auf dem Klo !!! In der Tat, hat Omö doch nur tatsächlich 600 Einwohner, wie sich aus einer Broschüre des Hafenmeisters entnehmen lässt. Ziemlich kaputt, aber mit dem guten Gefühl, an diesem Tag viel gelernt zu haben, gingen wir in die Kojen.

Ingrid und Bodo

Im weiteren Verlauf unseres Törns wurde Bodo damit beauftragt, morgens frisches Brot oder sogar Brötchen zu besorgen. Als versierter Jogger und mit dänischen Kronen bewaffnet ging er also auf Nahrungssuche. Und immer erfolgreich, was haben wir lecker gefrühstückt! Und allmählich hatte sich eine gewisse Routine beim Setzen und Einholen der Segel eingespielt. Jeder wusste wo das Großfall, die Großschot oder die Fockwickelleine usw. waren. Immerhin!

Das nächste Ziel hieß Stubbeköbing auf 540 53,5 N / 012002,9 E und auf dem Weg dorthin durchfuhren wir zwei beeindruckende Brücken, wobei uns ziemlich mulmig wurde, da wir den Freiraum zwischen der Mastspitze und Brücke schlecht abschätzen konnten. Frank beruhigte uns aber, da seien noch locker 7 Meter Platz. ECHT???

Die nächsten Tage: Ablegen, Segel setzen, Windstille, Segel einholen. Was hatten wir gelernt? Bei Fahrt unter Segel und Motor musste der Motorkegel gesetzt werden. Diese Aufgabe übernahmen zwei aus unserer Crew, aber nur ein einziges Mal. Unterwegs übten wir einige Male das „Mann über Bord Manöver“ unter Segeln, wobei ein Crewmitglied uns einige Male mit der Meldungen wie „Klar zum Mann-Aufschießer“ oder „Klar zum Beinahe-Nahezu-Aufschießen“ erfreute. In Gedser angekommen, surrten auf einmal wie verrückt die Fallen an den Masten und es wurde schlagartig dunkel. Eine Böenwalze zog mit 8 – 9 Beaufort über uns hinweg, wir schlossen alle Schoten und beobachteten das Naturspektakel durch die Luken. So schnell wie die Böenwalze da war, war sie auch wieder weg. Der heftige Regen blieb uns allerdings ein paar Stunden erhalten. Ein beeindruckendes Naturschauspiel war vorbei und wir gingen in die Kojen.

Auf dem Rückweg nach Heiligenhafen war die Durchfahrt durch den Fehmarnsund richtig spannend, alle fotografierten endlich die berühmte Tonne, unsere Fehmansund-Tonne: Bestandteil fast jeder Ostsee-Karten-Navigationsaufgabe (SKS-Geplagte werden wissen wovon wir hier reden…). Nach der Arbeit das Vergnügen: Frank erklärte uns den Motor in allen Einzelheiten. Das Entlüften des Dieselmotors wurde von Frank im Einzelunterricht in seiner Kabine erklärt, in dem er auf dem Bett lag und jeder einzeln, die Frauen verdächtig lange, herein gerufen wurden.

 

... das ist sie ... und gerade unter der Fehmarnsund-Brücke durch

 

Am letzten Tag vor der Prüfung wurden wir von Frank in die Manöver „Drehen auf engstem Raum“ und „An- und Ablegen“ unterrichtet. Nachdem diese Manöver meist reibungslos funktionierten, setzten wir Segel und fuhren raus zum Üben von Wende, Halse und „Mann über Bord“.

Prüfungstag:

Wir sollten um 11:15 am Deviationsdalben sein; dort würden wir den Prüfer übernehmen: Herr B… war Leiter der Prüfungskommission Kiel. Besser Schmidt als Schmidtchen. Nachdem er jeden von uns ein Manöver „Mann über Bord“ unter Motor fahren ließ, wurden die Segel gesetzt und Wende, Halse und wieder „Mann über Bord“, diesmal unter Segel; gefahren. Er schien mit der Leistung zufrieden zu sein, denn er gab anschließend die Meldung zur Rückkehr. Während uns Biene zurückfuhr, zeigten die anderen noch jedwede Art von Knoten, anscheinend auch richtig.

Nach dem eleganten Anlegemanöver entstand plötzlich eine unheimliche Stille, als Prüfer und Frank unter Deck verschwanden. War dieses Tuscheln ein gutes oder schlechtes Zeichen? Etwa 5 Minuten später wurden wir alle unter Deck gerufen und wir hörten, dass wir alle bestanden hätten. Dass wir uns gegenseitig in den Armen lagen, war selbstverständlich. Nachdem der Prüfer unsere Sjöli verlassen hatte, tranken wir erst einmal einen Siegersherry; von uns allen war eine unheimliche Last gefallen: die Zeit zwischen dem ersten Unterrichtstag zum Binnenschein bis heute war hart und mit viel Lernerei verbunden. Aber der zeitliche, personelle und nicht zuletzt auch geistige Aufwand haben sich auf jeden Fall gelohnt.

Vielen Dank nochmals an unseren Skipper Frank Wolf, der uns in den letzten 2 Jahren durch so manche Prüfung (Sportboot Binnen, Sportboot See, SKS) begleitet hat und wir hoffen, dass wir nicht die letzte Gruppe waren, die er zum Erfolg geführt hat.

Die Crew der Sjoeli

Autor: Jürgen Lorenz-Kimmich

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